Detektivarbeit
Personenrecherche

Joseph F. um vermutlich 1900, Foto: privat.
Zu manchen Menschen existiert nur ein Foto – und ein Gerücht oder eine Familienlegende.
Unzählige Fragen drängen sich auf. Die immer gleichen fragmentarischen Legenden, die über sie erzählt werden, verschleiern mehr, als sie offenlegen. Mit Hilfe der Ahnenforschung lassen sich jedoch viele Unsicherheiten und Zweifel beseitigen. 

Sie suchen nach einer einzelnen Person?

Manchmal gibt es nur ein altes Foto mit einem Namen auf der Rückseite ... und ein Gerücht. 
Nicht selten kursieren in Familien auch mehrere sich widersprechende Gerüchte. 

Fragen tun sich auf: Wer war dieser Mensch? Was hat ihn bewegt? Wie - und mit wem - verbrachte er oder sie das Leben? Unter welchen Umständen ist er/sie gestorben?

Geduld und Erfahrung zahlen sich aus, 
um Antworten zu erfahren. Detektivischer Spürsinn ist gefragt, Kombinationsgabe und Ausdauer beim Recherchieren.

 

Mein Urgroßonkel Joseph:

Über seinen mysteriösen Tod kursierten in meiner Familie mehrere Gerüchte. Manche konnte ich widerlegen, dennoch ließen mir diese Andeutungen keine Ruhe.
In alten oberschlesischen Zeitschriften stöberte ich schließlich mehrere Puzzlestücke zu seinem Leben auf: Er war 1899 Kassenwart im Verein "Österreicher und Ungarn" gewesen, auch Geschworener in einem oberschlesischen Gericht, außerdem auch zwei Mal Ehemann. Dies bekundeten zwei Traueranzeigen: Seine erste Ehefrau starb im Wochenbett im "blühenden Alter von 24 Jahren". Die zweite starb fünf Jahre nach seinem Tod, nach "langem geduldig ertragenem Leiden" mit 33 Jahren.

Keine dieser Frauen wurde in meiner Familie je erwähnt. 

In einem polnisch-sprachigen Zeitungsartikel vom 25.11.1919 fand ich schließlich einen Hinweis auf die Gerüchte in meiner Familie. Dort wurde eine nebulöse Wette der zweiten Ehefrau beschrieben, die sie ein Jahr nach seinem Tod einlöste. Offenbar hatte das Paar beschlossen, falls sie je durch den Tod getrennt werden würden, dem eigenen Leben spätestens nach einem Jahr ein Ende zu setzen. Dabei schoss sich die junge Witwe knapp an ihrem Herzen vorbei. Sie überlebte schwer verletzt und wurde wegen unerlaubten Waffenbesitzes angeklagt. 

Der erwähnte Zeitungsausschnitt v. 25.11.1919: